Die hohe Kunst des Baum- und Strauchschnitts

Schon bei der Frage „schneiden oder nicht schneiden“ scheiden sich mitunter die Geister, in diesem Beitrag wollen wir aber einmal auf den Baum- und Strauchschnitt eingehen und kurz erklären wozu, wie und wann man am besten tätig werden sollte.

Der Schnitt von Gehölzen ist ein komplexes Thema, bei dem es, je nach Pflanzenart und auch Sorte, sowie vielen weiteren Faktoren viele feine, aber wichtige Unterschiede gibt. Wir wollen euch hier einfach einen Überblick über die wichtigsten Grundlagen geben und beziehen uns in erster Linie auf Obstbäume, auch wenn einige Prinzipien auch für Sträucher, Zierbäume und andere Gehölze gelten.

Für detaillierte Anleitungen empfehlen wir euch das Praxishandbuch Pflanzenschnitt.

Warum schneiden wir Bäume und Sträucher?

Schnittmaßnahmen dienen vor allem dazu die Gesundheit und Fruchtbarkeit einer Pflanze zu fördern, sowie um die Wuchsform zu Gestalten. Ein ausgelichteter Baum bekommt genug Licht und Luft, bringt bessere Früchte hervor und neigt weniger zu Krankheiten. Dabei wird die grundlegende Wuchsform gestaltet, um eine ausgewogene, gesunde Pflanze zu erhalten, weitere Aspekte können dabei eine einfachere Ernte, Platzgründe, Beseitigung unerwünschter Pflanzen oder Ästhetik sein.

Bei jungen Gehölzen spricht man erstens vom Pflanzschnitt gleich nach der Pflanzung und in weiterer Folge von Erziehungsschnitten. Bei alten Gehölzen geht es dann vor allem um Erhaltung und Verjüngung, sowie um die Verhinderung von Vergreisung und von zu dichtem Wachstum.

Wann ist die beste Zeit zum Schnitt?

Diese Frage ist wohl die schwierigste beim Baum- und Strauchschnitt, den die Antwort hängt von Art und Sorte ab, aber ebenso von Ökologie, Wetter und dem erwünschten Ergebnis. Der Gehölzschnitt ist eine klassische Winterarbeit, was auch einfach damit zusammenhängt, dass dann weniger andere Arbeiten anfallen, denn auch ein Sommerschnitt hat seine Vorteile.

  • Ein Schnitt im Frühjahr ist ökologisch problematisch, da Tiere hier bei Fortpflanzung und Nestbau gestört werden, Hecken von März bis September nicht schneiden. Bei manchen Pflanzen ist dies Zeit aber ideal.
  • Ein Schnitt im Sommer kann helfen das Wachstum zu regulieren, wobei vor allem junge Zweige entfernt werden, die andernfalls im Winterschnitt mitgenommen worden wären oder korrigierende Eingriffe zum Winterschnitt erfolgen können. Auch die Wundheilung geht im Sommer schneller, gerade bei großen Ästen.
  • Wird im Herbst schon zu früh geschnitten, wird die Pflanze evtl. bei der Vorbereitung auf den Winter gestört, bei diversen Pflanzen liegt dann aber der optimale Zeitpunkt.
  • Mäßiger Rückschnitt im Winter fördert den Austrieb im Frühjahr, solange keine großen und dicken Äste entfernt werden, in denen lagert der Baum nämlich Reservestoffe. Erziehungs- und Erhaltungsschnitte werden vor allem im Winter durchgeführt.

Empfohlene Schnittzeiten einiger Pflanzen:

  • Apfel und Birne: vor allem Winter (Jänner bis März), aber auch Sommer und Herbst (ab November) sind möglich.
  • Feige: Frühjahr (Februar bis März), bei Jungbäumen nur leicht zurückschneiden.
  • Hagebutte bzw. Rose: auslichten ganzjährig, am besten im Herbst oder Frühling, starker Rückschnitt nur alle 3-4 Jahre.
  • Himbeere, Brombeere: ab Spätherbst bzw. nach der Ernte am ein- oder zweijährigen Holz, je nach Sorte.
  • Hecken: meist im Herbst (Oktober bis November).
  • Kirsche und Weichsel: am besten im Sommer (Juli bis September) bzw. nach der Ernte.
  • Kornelkirsche: nach der Blüte im Frühjahr (Februar bis März).
  • Zwetschke und Pflaume: Erziehungsschnitt Mai bis September, Erhaltungsschnitt Juli bis August nach der Ernte.
  • Laubbäume: viele Zierbäume werden ab November bis Februar geschnitten.
  • Nadelgehölze: im Winter, die Wundheilung ist dann optimal.

Folgendes Werkzeug ist notwendig:

  • Handschere für Zweige bis Daumenstärke, es gibt Bypass- oder Amboss-Scheren
  • Sägen und größere Scheren ab Daumenstärke
  • Leiter für höhere Bäume
  • Handschuhe und feste Schuhe
  • Schnur zum Binden
  • Augenmaß und Fingerspitzengefühl

Pflanzschnitt und Erziehungsschnitt bei jungen Bäumen und Sträuchern

Nach der Pflanzung erfolgt bereits der erste Schnitt. Neben den üblicheren Containerpflanzen (im Topf), empfiehlt sich bei wurzelnackten Pflanzen allerdings bereits ein Wurzelschnitt, um lange oder gebrochene Wurzeln einzukürzen.

Beim Pflanzschnitt geht es nun darum die grundlegende Entwicklung der Pflanze gleichmäßig zu gestalten – bei Obstbäumen werden zur Gestaltung der Baumkrone ein Mitteltrieb und 3-4 Leitäste gewählt. Die Leitäste werden im nächsten Schritt auf gleicher Höhe um ca. ein Drittel eingekürzt, der Mitteltrieb etwa zwei Faust breit über den Spitzen der Leitäste. Sonstige nach innen wachsende, sich überkreuzende, unförmige, beschädigte oder kranke Äste können auch gleich entfernt werden.

Beim Erziehungsschnitt wird in den nächsten Jahren die Pflanze weiter gestaltet. Das sollte bei vielen Bäumen und Sträuchern am besten jedes Jahr geschehen, da der Neuzuwachs oft sehr schnell überhandnimmt und sich unerwünscht entwickeln kann. Das Ziel bei Bäumen ist meist eine Krone mit grob kegel- oder pyramidenförmiger Form zu erreichen. Wieder gilt es den Mitteltrieb und 3-4 Leitäste (evtl. noch einer in Reserve) in ihrem Wachstum zu fördern. Die Leitäste werden wiederum um ca. ein Drittel eingekürzt, konkurrierende Äste werden entfernt. Bei Verzweigungen werden in der Regel die dickeren Äste entfernt, um eine leichte und lockere Krone zu gestalten. Wenn einer der Hauptäste sich in eine ungünstige Richtung entwickelt, kann auch durch Anbinden oder Herunterbinden nachgeholfen werden.

Erhaltung, Verjüngung und Pflege bei älteren Bäumen und Sträuchern

Bei älteren Bäumen (ca. über 10 Jahren) und Sträuchern geht es schließlich um die Erhaltung der Form und Gesundheit, sowie Auslichten und Verjüngung. In einem ersten Schritt lässt sich dabei die Höhe des Baums begrenzen, indem er oberhalb eines, nach außen wachsenden, Astes eingekürzt wird. So lässt sich die Krone mit der Zeit sukzessive verbreitern. Durch weitere Auslichtung werden Krankheiten reduziert und der Neuaustrieb frischer Äste angeregt. Auch Totholz und altes, abgesenktes Fruchtholz, das schon viele Jahre Früchte getragen hat, lässt sich ebenso zur Entlastung des Baumes entfernen. Die Pflanze kann ihre Energie dann von den alten und vergreisten Ästen auf jüngere Äste ableiten.

Auch hierbei darf Gestaltung und Ästhetik nicht vernachlässigt werden, denn auch ein Baum, der nicht perfekt nach Lehrbuch wächst, kann mit seinem gewachsenen Charakter ein Herzstück im Garten darstellen.

Sommerschnitt als Alternative

Ein Sommerschnitt stellt schließlich eine Alternative zum klassischen Winterschnitt dar, der sich vermehrter Beliebtheit erfreut. Sommer bezieht sich hier auf die Zeit, in der der Baum Laub trägt und das Trieblängenwachstum beendet ist, das geschieht in der Regel im Juli bis August. Die optimale Zeit für den Sommerschnitt lässt sich aber besser am Baum ablesen und beginnt, sobald die Endknospe gebildet ist und bevor die jungen Blätter sich verfärben wie die älteren Blätter. Der Schnitt im Sommer dient, neben den oben erwähnten Maßnahmen, dazu Triebwachstum an den Endknospen gleich zu begrenzen und das Fruchtholz stehen zu lassen. Er bietet sich besonders bei schnellwüchsigen Pflanzen und Sorten an. Außerdem erspart ein Sommerschnitt dem Baum Kraft, die er in unnötige Triebe stecken würde, gibt dem Rest des Baums mehr Licht und Luft und fördert so wiederum Gesundheit und Fruchtqualität.

Schon im Frühsommer entstehen immer wieder sogenannte Wasserschosse oder Geiltriebe, die schnell und aufrecht am Holz im Bauminneren wachsen. Sie lassen sich jederzeit am besten noch jung mit einem schnellen Ruck abreißen, so werden auch die schlafenden Knospen entfernt.

Hier noch einmal die wichtigsten Punkte im Überblick:

  • Vor dem Schnitt bitte über Anforderungen und Eigenheiten der jeweiligen Gehölze und Sorten informieren!
  • Herbst- und Winterschnitt: November bis April vor Vegetationsbeginn, ohne Laub leichter einzuschätzen, meist bleibt im Winter auch mehr Zeit dafür, bei trockenem, frostfreiem Wetter.
  • Sommerschnitt: Juli-August, nach dem Ende des Trieblängenwachstums, variiert je nach Pflanze.
  • Bei größeren Bäumen besser zu zweit arbeiten, Leiter stützen, geschnittene Äste entfernen.
  • Ein alter Richtwert für eine lockere Baumkrone ist, dass man nach dem Auslichten einen Hut durchwerfen können sollte.
  • Knospen zum Schnitt wählen, die in die gewünschte Wuchsrichtung zeigen, in der Regel nach außen
  • Möglichst knapp und bündig über der Knospe schneiden.
  • Mittelgroße Äste auf Astring schneiden, also noch ein paar Millimeter oberhalb des Ausgangsastes, so kann die Wunde besser verheilen.
  • Dickere Äste am Besten in einem ersten Schnitt entlasten, um den Endschnitt an der nächsten Verzweigung sauber auf Astring durchführen zu können. Dazu also weiter vor der gewünschten Schnittstelle mit Vorschnitt auf der Unterseite absägen oder zumindest einen Sicherheitsschnitt machen, der ein Einreißen verhindert.

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